Am 01. Juli 2023 wird der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) zwei Jahre alt. Der Casino-Markt in Deutschland wurde aufgrund des GlüStV komplett auf den Kopf gestellt und umgekrempelt. Das bestätigt eine neue Studie der Deutschen Gesellschaft für Glücksspiel (DGGS). Sie klärt über aktuelle Herausforderungen in der Glücksspielbranche auf.
Die Studie hat herausgefunden, dass lediglich 1,1% der Befragten legale Online Casinos als vertrauenswürdig betrachten, wie wir zuvor berichtet haben. Da stellt sich die Frage, ob das legale deutsche Online Casino überhaupt eine Chance hat. Wir gehen dem auf den Grund und fassen die aktuellen Herausforderungen kurz zusammen.
Vorgaben des GlüStV werden als Eingriff gewertet
Online-Glücksspielanbieter, die ein legales Online Casino anbieten möchten, müssen sich an alle wichtigen Vorgaben des GlüStV halten, wie zum Beispiel dass:
- Spieler lediglich 1€ pro Runde einsetzen dürfen.
- Jackpot-Spiele gar nicht erlaubt sind.
- Spiele nur ohne Autoplay angeboten werden dürfen.
Diese Einschränkungen werden von vielen Spielern als starker Eingriff gewertet. Die Studie der DGGS berichtet, dass 53,5% der Befragten ein negatives Image zur Glücksspielbranche haben. Dieses wird womöglich auch durch die Einschränkungen bedingt.
Da sich diese Regulierungen wahrscheinlich so schnell nicht ändern werden, ist es weiterhin fraglich, ob das Projekt „legales Online Casino in Deutschland“ langfristig Erfolg haben wird.
Lizenzen für beliebte Automatenspiele fehlen
Die Anzahl an Spielen ist natürlich auch für die Beliebtheit der legalen Angebote in Deutschland relevant. Werden nur wenige Spiele angeboten, entscheiden sich viele Leute eher für ein nicht lizenziertes Angebot.
Gerade am Anfang wurde das Angebot an Spielen durch den GlüStV enorm limitiert. Das trug natürlich nicht gerade zur Beliebtheit legaler Online Spielotheken bei. Mittlerweile haben mehrere Spieleanbieter, wie zum Beispiel Play’n GO, die nötige Lizenz erhalten, um ihre Spiele legal anbieten zu dürfen.
Es fehlen aber weiterhin die nötigen Erlaubnisse für viele Spieletitel, so berichtet die Studie der DGGS. Damit das legale deutsche Online Casino bestehen kann, sollte sich das schleunigst ändern.
Auch die Lizenzen für Tischspiele fehlen
Verschiedene Tischspiele gehören zu den beliebtesten Glücksspielen vieler Casino-Fans. Hierzu gehören unter anderem Kartenspiele und Roulette. Auch Online-Poker wird gerne von den Leuten gespielt. Für legale Online Spielotheken gelten klare Regelungen. Wichtige Vorgaben sind:
- Ausschließlich virtuelle Nachbildungen von Bankhalterspielen sind erlaubt
- Live-Übertragungen eines terrestrisch durchgeführten Bankhalterspiels als virtuelle Nachbildung sind erlaubt
Das betrifft Spiele wie Roulette, Blackjack und Poker-Varianten. Allerdings wurden bis heute noch keine Zulassungen für den Betrieb der Casinospiele ausgestellt. Deswegen sind zum aktuellen Zeitpunkt lediglich virtuelle Spielautomaten zu finden.
Laut der Umfrage der DGGS haben aber in den letzten 12 Monaten immerhin einige Prozente der Teilnehmer Spiele wie Blackjack und Roulette gespielt. Das muss demzufolge auf einer nicht lizenzierten Seite passiert sein.
Damit das deutsche Online Casino eine Chance hat, sollten demnächst auch die ersten Lizenzen für Tischspiele verteilt werden.
Höhere monatliche Limits werden gefordert
Aktuell schreibt der deutsche Glücksspielstaatsvertrag vor, dass Spieler maximal 1.000€ pro Monat einzahlen dürfen. Auch gibt es das maximale Einsatzlimit von 1€ pro Spielrunde. Diese Limits sind deutlich zu gering und lassen Spieler zu anderen Anbietern abwandern.
Das Einzahlungslimit ist anbieterübergreifend, was bedeutet, dass in Online Spielotheken in ganz Deutschland maximal 1.000€ eingezahlt werden dürfen. Auch die landbasierten Spielotheken gehören mit dazu. Es kann also niemand über 1.000€ im Monat in legalen Spielotheken einzahlen.
Sicherlich gibt es viele Spieler, denen die Grenze nichts ausmacht, da sie möglicherweise sowieso deutlich weniger zum Spielen zur Verfügung haben. Aber diejenigen Leute, die finanziell gut dastehen und ohne Probleme mehr einzahlen könnten, werden sich sicherlich für illegale Angebote entscheiden.
Deswegen gibt es einige Anbieter, die bei der GGL bereits eine Erhöhung der Einzahlungslimits beantragt haben. Nun muss nur noch die GGL darüber entscheiden, ob es gestattet ist. Um mehr Akzeptanz zu schaffen, ist die Erhöhung (zumindest für einkommensstarke Personen) unausweichlich.
Laut der DGGS Umfrage erwähnten Personen, dass sie mit dem Erreichen der 1.000€ einfach in einer anderen Online Spielothek weiterspielen würden. Da es die LUGAS Limitdatei gibt, ist folglich nur das Spielen bei einem illegalen Anbieter möglich.
Und genau aus diesem Grund muss dem entsprechenden Personenkreis ein höheres Limit angeboten werden. Ansonsten passiert genau das, was die Behörde nicht möchte.
Auch die Erhöhung der Einsatzlimits würde sicherlich zu mehr Akzeptanz beitragen.
Immerhin gibt es viele Leute, die nicht nur 1€ pro Runde spielen möchten. Ein deutlich höheres Limit wäre empfehlenswert, um weitere Leute in die deutschen Online Spielotheken zu bringen.
Schwarzmarkt bekämpfen: Eine weitere Herausforderung
Eine weitere Herausforderung ist die Bekämpfung des Schwarzmarktes. Es gibt so viele Anbieter mit einer Lizenz Maltas oder Curacaos, die illegales Spielen ermöglichen. Gegen diese Glücksspielanbieter wollen die Behörden vorgeben.
Das stellt sich natürlich nicht als einfach heraus. Die GGL setzt auf verschiedene Mittel und Wege. Unter anderem gehören hierzu:
- Bitte um Mitwirkung der Zahlungsdienstleister
- IP-Blocking durch Internetprovider
Im Prinzip lässt sich der Schwarzmarkt wirklich nur durch die verschiedenen Mittel und die Mitwirkung anderer Beteiligter effektiv bekämpfen. Haben Spieler keine Chance mehr, ein geeignetes Zahlungsmittel zu verwenden, können sie dort nicht mehr spielen.
PayPal zum Beispiel ist nur in lizenzierten Online Casinos zu finden. Auch die Paysafecard, Skrill und Neteller ist in immer wenigeren nicht lizenzierten Online Casinos zu finden. Wenn dann noch die IP geblockt wird, kann niemand mehr auf die Angebote zugreifen.
Ob und in welchem Ausmaß die Banken, Geldinstitute, Kreditunternehmen und E-Wallet Anbieter mitmachen, wird sich zeigen. Außerdem gibt es da noch die Kryptowährungen, die sicherlich nicht viel von der Mitwirkung halten.
Ähnlich sieht es mit der Blockierung der IP aus. Wird eine deutsche IP in einem EU-lizenzierten Casino geblockt, wird die Seite nicht angezeigt. Es kann also niemand auf das Angebot zugreifen. Sicherlich müssen die einzelnen Maßnahmen noch abgeklärt werden, inwieweit diese rechtlich möglich sind.
Fazit: Die Behörden haben Arbeit vor sich
Wie die Umfrage der DGGS gezeigt hat, haben die deutschen Behörden viel Arbeit vor sich, um das Image der Glücksspielbranche zu verbessern. Dazu gehören unter anderem die Ausstellung der nötigen Lizenzen für Spieleanbieter und Online Spielotheken.
Auch an den strengen Regulierungen sollte geschraubt werden, wenn illegales Glücksspiel unterbunden werden soll. Letztendlich sollte es im Sinne aller sein, legales Glücksspiel in Deutschland die Norm zu machen.
Dazu muss allerdings auch ein Angebot geschaffen werden, das für alle Parteien attraktiv ist. Nur dann hat das legale deutsche Online Casino wirklich eine Chance.
Nationalität
Deutsch
Wohnt in
Deutschland
Universität
FU Berlin
Abschluss
Publizistik